war das ein traum, die spritze, die ewig lange fahrt?
die erinnerung ein dunkler flur, vertrocknete ranken, die maske ist zerrissen
gibt es ein noch größeres unglück als das gesuchte zu finden?
ein verstohlener blick hinter die schatten des vorhangs
durch milchige fenster ein kaleidoskop aus grauen straßen
dächer und giebel, wolken und ein himmel
der mir egal ist und dem ich noch egaler bin
zum kümmern zu fern zum ignorieren zu nah
gewickelt in decken und starrend zur decke
kälte umschließt mich vertraut mit ihren rauen händen
im blinden spiegel betrachte ich die fiebrige kontur
von uns zu zweit beim zähneputzen
kichernd und neckend mit schäumenden mündern
unverständliches in unsere ohren nuschelnd
doch irgendwie begreifend dass was wir sagen
weniger wichtig ist
als dass wir im selben rahmen stehen
und uns zu zweit dort stehen sehen
in alten t-shirts mit seltsamen drucken
umrahmt von außen von dingen und räumen
entgrenzt von innen denn wissend dass unsere
träume und wünsche und ängste und schwächen
enthalten sind und verstanden sind und endlich aufgelöst sind
in diesem moment an einem ganz normalen abend
schon bald und nur wenig später
bin ich wieder fast gesund
doch du bist plötzlich weg und ich
in einem anderen land
an jenem tag begenet mir am briefkasten
ein nachbar der selten grüßt und mich manchmal komisch anzusehen schien
seltsam synchron öffnen wir die knarrenden kästen
in meinem ist nichts doch in seinem liegt ein buch über das ich einmal etwas geschrieben hatte
als ich das erwähnte sieht er mich lächelnd an
und lädt mich ein
seine wohnung riecht nach pfeifenrauch
und deckenhohe regale biegen sich unter ihrer last
wir sprechen lange über poe und zweig
und moby dick in der ddr
später reichen wir uns dann in neu gewonnener gewissheit die hände
und ich steige die treppe wieder hinauf
schließe hastig die tür auf setzte mich an meinen tisch
und beginne voll diffuser wehmut aufzuschreiben
ich will nicht länger nach den falschen worten suchen
und denken und sagen als ob und falls und was wäre und wann
ich will nicht mehr von leeren tellern essen und aus leeren bechern trinken
und das akzeptieren was ich nicht bin und vielleicht nie sein werde
den letzten punkt drücke ich
fast durch das blatt
lege den stift zur seite und putze mir die zähne
ohne dabei in den spiegel zu schauen
kurz vor dem einschlafen merke ich
dass mein fieber verschwunden ist
und träume nicht
und träume nichts
und träume von nichts
und träume vom nichts.